Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
die Karnevalstage liegen hinter uns und ich hoffe, Sie haben sich an dem bunten Treiben in Linnich und unseren Ortschaften erfreuen können. Der Karneval gehört fest zu unserem rheinischen Brauchtum und bedeutet vielen engagierten Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtlern sehr viel. Auch deshalb sind sie bereit, viele Stunden Arbeit in die Vorbereitung von Sitzungen und Veranstaltungen zu stecken, Geld und Mühe in wunderschöne, selbst gestaltete Kostüme zu investieren und sowohl Freunden und Bekannten, als auch völlig Fremden jede Menge selbst erstandener Kamelle zuzuwerfen oder sich auf andere Weise in den Karneval einzubringen. So entstehen einzigartige Momente, wie zum Beispiel beim diesjährigen euregionalen Gardetreffen anlässlich des 4x11 jährigen Jubiläums der Linnicher Stadtgarde.
In die Freude, dass all das in diesem Jahr nach der langen pandemiebedingten Pause wieder möglich war, mischte sich aber auch immer wieder Betroffenheit. Mehr als einmal bin ich auf einer Veranstaltung gefragt worden, ob es denn vor dem Hintergrund des brutalen Krieges in der Ukraine und dem katastrophalen Erdbeben in der Türkei und in Syrien wirklich richtig sei, wieder Karneval zu feiern. Diese Frage hat unzweifelhaft ihre Berechtigung, zeigt sie doch gerade auf, dass wir alle uns mehr als bewusst sind, dass unsere Welt auch trotz des schönsten Karnevals weit entfernt von Perfektion ist. Natürlich muss auch jeder und jede von uns für sich selbst entscheiden, ob er oder sie Karneval feiern möchte. Persönlich bin ich der Überzeugung, dass wir gerade in Zeiten von Krieg und Krisen unser Brauchtum feiern sollten. Nicht ignorant und blind gegenüber denen, die Hilfe brauchen, sondern im Gegenteil, um das Leben zu feiern und gemeinsam mit anderen, Kraft zu tanken, um dann ein Stückchen Besseres schaffen zu können. Gerade unser Karneval fördert Toleranz und Miteinander, - wenn es gelingt, ein bisschen dieses Lebensgefühls über den Aschermittwoch hinaus zu retten, könnte das unsere Welt im Kleinen eben schon ein bisschen besser machen.
Die Dinge hier bei uns vor Ort in Linnich besser, lebenswert zu machen, ist auch der generelle Leitgedanke von Politik und Verwaltung. Oft sind dafür aber viele, intensive und kleine Schritte nötig, die leider meist auch zeitintensiv sind. Sehr deutlich ist dies zum wiederholten Male in der letzten Sitzung des Ausschusses für Controlling geworden, in der ein Sachstandsbericht zur Entwicklung des Neubaugebietes in Kofferen auf der Tagesordnung stand. Das Anliegen, auch in Kofferen ein Neubaugebiet mit der NRW Urban zu entwickeln, ist schon deutlich über 15 Jahre alt und sollte nicht nur daher endlich zur Umsetzung gebracht werden. Doch statt der Finalisierung der Vorbereitungen für den seit geraumer Zeit für das zweite Quartal 2023 geplanten Satzungsbeschluss, mussten alle Ausschussmitglieder zur Kenntnis nehmen, dass sich aufgrund der ersten Beteiligung der Öffentlichkeit und der Träger öffentlicher Belange noch weitere Fragen, u.a. zu Schall- und Artenschutz, ergeben haben, die weitere Gutachten und Planungen erforderlich machen. Dabei ist es natürlich gut und richtig, dass in diesem und anderen Bebauungsplanverfahren alle Betroffenen angehört und alle öffentlichen Belange Berücksichtigung finden, ist dies doch ein Grundsatz in unserem Rechtsstaat. Dennoch zeigt dieses Verfahren beispielhaft, dass übergeordnete Prozesse verschlankt und beschleunigt werden müssen, damit Kommunen vor Ort für ihre Bürgerinnen und Bürger handlungsfähig bleiben bzw. werden können.
Sehr kompliziert gestaltet sich leider auch die Sicherung des Linnicher St. Josef-Krankenhauses. Nachdem es dem Beauftragten im Rahmen der Sanierung in Eigenverwaltung nicht gelungen ist, einen leistungsstarken Investor für die Kath. Nordkreiskliniken Linnich-Jülich zu gewinnen, hat der Rat der Stadt Linnich nach intensiven Beratungen am 26. Januar in einem Beschluss die Bereitschaft erklärt, sich – wie vom Eigenverwalter angeboten - als Minderheitsgesellschafter an einer Auffanggesellschaft zu beteiligen. Mit dem einstimmig von allen Fraktionen gefassten Beschluss hatten wir die Grundlage gelegt, um den Standort und damit die medizinische Versorgung im Nordkreis und natürlich auch die zahlreichen Arbeitsplätze hier in Linnich zu sichern, obwohl die Stadt die aktuell so schwierige Situation der Kliniken in keiner Weise zu verantworten hat. Es lag damit in der Hand des Insolvenzverwalters eine Entscheidung für den Standort zu treffen. Sehr kurzfristig informierte der beauftragte Rechtsanwalt dann aber darüber, dass sich wesentliche Faktoren zur Standortsicherung geändert haben. Daher sind erneut intensive Beratungen und zahlreiche Gespräche notwendig, die auch über die Karnevalstage weitergeführt worden sind und zum Zeitpunkt des Redaktionsschluss dieser Linfo-Ausgabe noch nicht abgeschlossen werden konnten. Wir arbeiten als Politik und Verwaltung weiterhin intensiv daran, zu einer guten Lösung beizutragen.
Bitte bleiben Sie gesund!
Ihre
Marion Schunck-Zenker
Bürgermeisterin für die Stadt Linnich